Theater > Kleine Nachtmusik
In dem Stück „Kleine Nachtmusik“ versucht eine junge Frau die Worte und Sätze, die sie in ihrer Beziehung herbeigesehnt, nicht gehört oder selbst niemals ausgesprochen hat, im Verlauf einer Nacht bei anderen Menschen zu finden.
Sie zieht – gerade von ihrem Freund verlassen – durch die Großstadt und begegnet dabei den unterschiedlichsten Menschen: ihrem Bruder, einem Priester in einer kleinen Stadtpfarrkirche, einem schüchternen jungen Mann, einem türkischen Rosenverkäufer, einem Sandler, einer Prostituierten und ihren Freiern, einem Schienenarbeiter, einer betrunkenen Dame. Diese Begegnungen sind alle nicht von Dauer, außer in einem Fall: der junge Mann beginnt sich an die Fersen der jungen Frau zu heften ...
Alle Figuren in diesem Stück suchen verzweifelt nach Annäherung, Anerkennung, und doch halten sie sich nie lange beieinander auf. Es sind kurze Begegnungen, hastige Anklammerungsversuche, die zwischen ihnen stattfinden, und dann weichen sie rasch wieder zurück. Die Dramaturgie des Stückes basiert auf der Geschwindigkeit, mit der die Figuren zueinander kommen und wieder voreinander fliehen, und je länger das Stück andauert, desto verzweifelter, entmutigter werden die Figuren – akustisch begleitet von den Taktschlägen eines Metronoms, das die Hauptfigur am Anfang des Stückes selbst in Bewegung gesetzt hat und von dem sie immer weiter getrieben wird.
Das Stück „Kleine Nachtmusik“ ist – trotz aller Aussichtslosigkeit im Zueinanderfinden – aber auch eine Komödie. Auf welche Weise die junge Frau versucht, ein Liebesgeständnis zu bekommen, ein Schuldbekenntnis zu erpressen, eine Sehnsucht einzulösen, den einen für sie erlösenden Satz zu hören, bringt sie selbst und ihre Mitspieler nicht nur in die befremdlichsten, sondern auch in die aberwitzigsten Situationen.
Silke Hassler