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Theater > Jedem das Seine


Ende April 1945: In Wien wird die Provisorische Regierung der wiedererrichteten demokratischen Republik Österreich ausgerufen. Auf der Ringstraße vor dem Parlament tanzen junge Wienerinnen mit russischen Soldaten Walzer.
Zur selben Zeit in der österreichischen Provinz: Eine Gruppe von jüdischen Häftlingen wird auf ihrem erzwungenen Fußmarsch Richtung Mauthausen in einen Stadel eingesperrt. Sie sind am Ende ihrer Kräfte, der Hunger und die Kälte setzen ihnen noch weiter zu.
In dieser Situation beschließt ein Häftling, ein Operettensänger aus Budapest, gemeinsam mit seinen Leidensgenossen und ein paar Bewohnern des nahegelegenen Dorfes, die ihnen unter Lebensgefahr Eßbares in den Stadel bringen, die Operette „Wiener Blut“ einzustudieren. Es fehlt ihnen an allem, an Instrumenten, an Kostümen, an Kraft.
Das Stück erzählt den komischen, lächerlichen, berührenden Versuch, mit der Idee der Kunst zu überleben. Und es beschäftigt sich mit einem weithin verdrängten Kapitel österreichischer Geschichte: den Todesmärschen von Juden durch die österreichische Provinz im Frühjahr 1945. Diese Todesmärsche waren begleitet von größter Brutalität seitens der bäuerlichen Bevölkerung gegenüber den Juden und vom Gegenteil: es gibt Zeugnisse größter Hilfsbereitschaft. Unter dem riesigen Schatten des Holocausts, den monströsen Verbrechen des Nationalsozialismus, wollte sich Jahrzehnte lang niemand – von einer neuen Generation junger Historiker abgesehen – mit dieser in Österreich stattfindenden Tragödie in den letzten Kriegstagen und in den ersten Friedenstagen beschäftigen.

Silke Hassler und Peter Turrini




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